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40 Jahre für die Kerb gelebt!

Am 28.08.2020 feiern die Kerbburschen 1980 ihr 40-jähriges Bestehen. Es ist der Jahrgang 1961/62. Was war los 1980 in Schaafheim?

Es gab 16 Gaststätten, es gab 22 landwirtschaftliche Betriebe innerhalb Schaafheims (ohne Aussiedler), die alle biologisch produzierten! Da war das Kotelett noch eine Delikatesse! Es gab vier handwerklich super geführte Bäckereien, drei Metzgereien, fünf Tante-Emma-Läden, eine Molkerei (die einzige im Umkreis von 30 Kilometern; Handkäse und Butter). Sämtliche von Schaafheimer Betrieben hergestellten Waren sind von den heutigen Delikatessläden nicht zu toppen! Und es gab 20 junge Kerbburschen aus Schaafheim, die heiß auf ihren ersten großen Auftritt in der Öffentlichkeit waren! Kein Handy, kein Smartphone, da wurde noch gesprochen und geplant! Es waren neunzig Prozent Handwerker, zehn Prozent Kaufleute, alle top ausgebildet und auch heute nicht aus den Betreiben wegzudenken. Auch sportlich waren sie alle in Schaafheimer Vereinen aktiv! Alles drahtige Jungs.

 

Als erste Kerbaktion wurde ausgeheckt, den 500 Jahre alten Wartturm in seinen Urzustand zurückzusetzen. Dies wurde in einer regnerischen Aprilnacht fachlich und natürlich auch verputzt durchgeführt. Die frühen Sonntagmorgenbesucher wunderten sich über das angebrachte Schild, auf dem zu lesen war „Dieses Hotel wird wegen nicht bezahlter Miete geschlossen“. Wir wurden zum Rapport zu Bürgermeister Daniel gerufen und bezahlten 70 DM als Verwarngeld!

 

Die nächste Aktion: In der ersten Mainacht, in der die meisten Leute das Tanzbein schwangen, sollten drei Maibäume in Bachgaugemeinden gefällt werden um sie dann wieder auf dem Dalles aufzustellen. Mit Handgurken ausgerüstet, sollte die logistisch nicht einfache Sache gesteuert werden. Als wir gerade in Mosbach unsere Säge (Bauhandsäge, mit Schweinefett eingeschmiert) ansetzten, wurden wir von einer Polizeistreife gestört, blieben aber unentdeckt. Danach fuhren wir Richtung Radheimer Turm und fällten eine vierzig Meter hohe Fichte (mit einer Motorsäge), die sich dann über die Zugangsschneise legte. Danach wurde dann in der Röhrigecke zünftig bis zum Sonnenaufgang der 1. Mai gefeiert.

 

Der Kerbfreitag! Wirtschaftsrundgang, 16 Gaststätten sollten besucht werden. In Sonnenblumenöl eingelegte Thunfische wurde vorher gegessen! Es entwickelte sich aber ein lustiger Abend, bei dem alles im grünen Bereich blieb. Wir waren in den Wirtschaften gern gesehene Gäste, weil wir unsere Sitzungen immer mit einem super Umsatz der Gastleute verließen!

 

Der Kerbsamstag! Ausgestattet mit 600 Litern Wein hielten wir uns in einer Garage im Niemandsland auf, von da starteten wir um 23.45 Uhr ins Kerbzelt. Es gab keine Vorstellung auf der Bühne und wir hatten keinen Kerbvater, der uns sagen sollte, was wir zu tun und lassen hätten. Das Zelt war rappelvoll und die Kerbstimmung der Besucher kochte über. Diese natürliche super Stimmungsfreude ist heute so nicht mehr festzustellen!

 

Der Kerbsonntag! Er begann hektisch, weil vier Burschen bei der Feuerwehrkapelle aktiv waren und die hatten schon am Sonntagmorgen um 7.30 Uhr ihr Kreiswertungsspielen in Habitzheim (also wer ist der beste Musikzug im Kreis Darmstadt-Dieburg). Außerdem musste der Musikzug auch schon um 13.00 Uhr wieder beim Kerbzug spielen. Es lief alles perfekt und wir machten die beste Musik. Unser Dirigent Karl Engelmann wurde auch noch als bester seiner Zunft geehrt. Um 15 Uhr wurde der Kerbspruch vorgetragen oder, wie man sagt, gehalten. Wir waren die Letzten, die den Spruch aus der Kulturhalle am Fenster sprachen. Wir hatten kein Mirkophon! Aber es waren zirka 3.000 Besucher auf den Kerbplatz gekommen! Sogar eine Abordnung aus Bensheim war gekommen, um sich das Schaafheimer Kerbsystem anzuschauen! Mit dem Kerbspruch hatten wir keine Probleme. Schaafheim war gespickt mit Starsolisten. Wir hätten locker einen Kerspruch bis 21.00 Uhr durchgezogen!

 

Der Kerbmontag! Der Kerbmontag begann wie heute auch noch mit einem Frühschoppen. Nur mit dem einzigen Unterschied, dass das Freibier noch frei war. Das Zelt war voll mit Arbeitern, Bankern, Stromern, Rentnern und das Freibier floss in Strömen. Abends spielte dann noch eine Kapelle und die Kerb klang so langsam aus!

 

Ein Kerbborsch sprach noch ein paar Worte, die uns bis heute in Erinnerung sind:

Wenn ich die Kerb von Anfang bis Ende sehe,
bin ich zu der traurigen Überzeugung gekumme,
dass die Sauferei stark überhand genumme.
Wolle mer uns doch mol besinne
und ab Kerbdienstag e nei Lewe beginne!
Es grüßen die Kerbborsche 1980
Die Scheffermer Kerb, sie lebe ewig hoch!

Quelle: Schaafheimer Zeitung Nr. 35 / 27. August 2020