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Kerbkuchen zum Wechseln (Nachkriegszeit)

Bild: Schaaf - Essen

Zu Großvaters Kindertagen kamen oft Bettler in unsere Dörfer, besonders in den schlechten Jahren nach dem Krieg. Sie baten um etwas Essbares, manchmal auch um "eine milde Gabe", um Geld. Wenn Kerb im Dorf war, kam montags oftmals eine ältere Frau aus dem Rodgau, ging von Haus zu Haus und fragte an den Türen: "Hebbt'er vielleicht noch e Sticksche Kerbkuche üwwerisch fer mich?". Erhielt sie ein Stück, legte sie es in einen irdenen Topf, der auf einem kleinen Wägelchen stand. An guten Tagen lagen darin Kuchenstücke aller Art.

Einmal kam sie in einen größeren Bauernhof und sagte ihr Sprüchlein auf. "O", meinte die Bauersfrau, "ich häbb noch en Kuche, ewwer der is noch nit ougeschnere". Die alte Kuchensammerlin deutete auf ihren irdenen Topf und meinte schlagfertig: "Ach, des macht nix, ich kann rausgewwe."

Ob die alte Frau darauf hin mit der Bauersfrau ins Geschäft kam, ist nicht bekannt.

Quelle: "Aus Großvaters Kindertagen" von Hans Dörr - Folge 513